RatioBlog
Kritische Betrachtungen über Naturwissenschaften, Alternativmedizin, Alltagsmythen, Parawissenschaften und Wissenschaft in den Medien

13.
Oktober
2015

Wieder Pseudowissenschaften bei der Nacht der Wissenschaften

Geschrieben von Michael Hohner am 13. Oktober 2015, 13:14:27 Uhr:

Schon wieder haben sich Pseudowissenschaften bei der Langen Nacht der Wissenschaften 2015 in Nürnberg/Fürth/Erlangen eingeschlichen. Und im Gegensatz zu 2011 sind sie jetzt sogar bei einer richtigen Hochschule zu Gast.

Zur Erinnerung: 2011 habe ich bereits die Propagierung von NLP und Edu-Kinestetik an dieser Veranstaltung kritisiert. Pseudowissenschaften nutzen den Fahrtwind der echten Wissenschaften, um sich öffentlich darzustellen, sich einen wissenschaftlicheren Anstrich zu geben und ihren Unsinn auf einer angesehenen Bühne zu verbreiten.[1] Damals war die NLP noch Thema in einer Kultureinrichtung. Diesmal hat das „NLP Netzwerk Bayern” es geschafft, sich bei einer echten Hochschule (Technische Hochschule Nürnberg) einzunisten. Man wird offensichtlich erfolgreicher damit, sich an die echten Wissenschaften ranzuwanzen. Aber anders als die NLP-Verfechter vollmundig behaupten („… wird durch die Erkenntnisse der Neurowissenschaften bestätigt”) ist NLP kein Thema in den seriösen Neurowissenschaften und Psychologie. Kritisiert wird vor allem der fehlende theoretische Unterbau, die dürftige Nachweislage und die Nähe zur Esoterik.

Auch das Programm ist so unoriginell wie vor 4 Jahren. NLP macht, wenn man nach den Veranstaltungstiteln geht, zu einem Geschichtenerzähler, schlank, zu einem erfolgreichen Verhandler und nicht zuletzt zu einem charismatischen Flirter. Dass derartige Versprechen aber völlig ohne Wirksamkeitsnachweise dastehen, wird wohl nicht erwähnt werden. Auch wenig überraschend ist, dass die Vorträge von Coaches, Heilpraktikern und ähnlichen Luftgitarrenspielern gehalten werden.

Auf meine Bitte um Stellungnahme hat die TH bis heute nicht reagiert.


Weiterführendes Material:


  1. Dass die Theologie als älteste der universitären Nicht-Wissenschaften selbstverständlich auch dabei ist, das muss man wohl nicht mehr erwähnen.