RatioBlog
Kritische Betrachtungen über Naturwissenschaften, Alternativmedizin, Alltagsmythen, Parawissenschaften und Wissenschaft in den Medien

2.
September
2010

Mythos #3: Bei Vollmond werden besonders viele Kinder geboren

Geschrieben von Michael Hohner am 2. September 2010, 18:13:14 Uhr:

Dem Vollmond werden ja allerlei besondere Eigenschaften zugesprochen: Es passieren mehr Unfälle, mehr Selbstmorde, an Vollmond gefällte Bäume liefern besonderes Holz, usw. Ebenso sollen bei Vollmond besonders viele Kinder geboren werden.

Wie so oft bei solchen Behauptungen werden diese von Mund zu Mund weitergetragen und erscheinen oberflächlich plausibel. Bei genauerer Untersuchung entpuppen sie sich aber praktisch immer als Legenden.

Bereits 2008 erschien eine der größten Auswertungen von Geburtsstatistiken.[1] Insgesamt wurden über 4 Millionen Geburten in Baden-Württemberg in den Jahren 1966 bis 2003 ausgewertet und nach Häufungen gesucht.

Ergebnis: Eine Häufung von Geburten an Vollmond ist nicht zu erkennen. Auch sonst gibt es keine Häufungen mit der Periode von 29,5 Tagen (dem Mondzyklus). Das ist wenig überraschend, gibt es doch keine plausible Erklärung, warum ausgerechnet der Vollmond eine Geburt auslösen sollte.

Dafür wurden andere Häufungen sichtbar:[2]

Die Anzahl der Geburten war an Wochenenden signifikant niedriger und an Montagen und Dienstagen signifikant höher als im Durchschnitt. Dies wird dadurch erklärt, dass künstlich eingeleitete Geburten und Kaiserschnitte selten an Wochenenden durchgeführt, sondern wenn möglich auf den Wochenanfang verschoben werden.

Desweiteren ist die Anzahl der Geburten Ende September insgesamt höher als im Jahresdurchschnitt. Dies deutet darauf hin, dass es sich die Eltern zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel besonders kuschelig gemacht haben…


  1. Oliver Kuss, Anja Kuehn: Lunar Cycle and the Number of Births: A Spectral Analysis of 4,071,669 Births from South-Western Germany
  2. Homepage Oliver Kuss