September
2010
Wie man eine Homöopathie-Studie veröffentlicht
Geschrieben von Michael Hohner am 1. September 2010, 10:31:21 Uhr:
Kürzlich bin ich auf folgende Studie im Magazin „Homeopathy” gestoßen. Darin wird untersucht, wie diverse homöopathische Lösungen auf das Bakterium Helicobacter pylori wirken. Dieses Bakterium verursacht die meisten Magengeschwüre, und nicht, wie meist vorher vermutet wurde, Stress oder scharfes Essen. Seit der Zusammenhang zwischen diesem Bakterium und Magengeschwüren schlüssig aufgeklärt wurde, ist die wirksamste Gegenmaßnahme gegen diese Art von Magengeschwüren eine Antibiotika-Behandlung.
In der homöopathischen Lehre wird stattdessen eine Verdünnung von Nux vomica (Brechnuss) und Calendula officinalis (Ringelblume) gegen Magenbeschwerden verwendet. Die Studie untersuchte nun im Laborversuch, wie diese Verdünnungen die Aktivität von H. pylori dämpfen. Die Hypothese ist also, dass diese Verdünnungen gegen den Verursacher wirken und so die Magenbeschwerden lindern.
Das Ergebnis:
Baseline expression and stimulation were similar to previous experiments, addition of Nux vomica 10c and Calendula officinalis 10c in a 43% ethanolic solution led to a significant reduction of H. pylori induced increase in gene expression of HB-EGF (reduced to 53.12+/-0.95% and 75.32+/-1.16% vs. control; p<0.05), respectively. Nux vomica 12c reduced HB-EGF gene expression even in dilutions beyond Avogadro's number (55.77+/-1.09%; p<0.05). Nux vomica 12c in a 21.5% ethanol showed a smaller effect (71.80+/-3.91%, p<0.05). This effect was only be observed when the drugs were primarily prepared in ethanol, not in aqueous solutions.
Eine stärkere Verdünnung der Brechnuss, die nach der homöopathischen Lehre eine stärkere Wirkung zeigen sollte, wies also eine minimal schwächere Wirkung auf. Stattdessen wurde ein stärkerer Zusammenhang zwischen der Alkoholkonzentration und der Wirkung auf H. pylori gefunden. Eine geringere Alkoholkonzentration zeigte eine deutlich schwächere Wirkung, eine wässrige Lösung gar keine. Die Schlussfolgerung sollte also lauten: Die homöopathischen Mittel sind wirkungslos, es ist der Alkohol, der auf das Bakterium wirkt. Thema erledigt.
Aber nicht so schnell! Wir befinden uns in der wundersamen Welt der Homöopathie! Die Schlussfolgerung der Autoren fällt wie folgt aus:
The data suggest that both drugs prepared in ethanolic solution are potent inhibitors of H. pylori induced gene expression.
Daraus kann ich nur folgende Vorgehensweise zur Veröffentlichung von Homöopathie-Studien ableiten:
- Hypothese aufstellen,
- Versuch durchführen,
- Ergebnisse dokumentieren,
- Ergebnisse ignorieren,
- Homöopathie als wirksam deklarieren.
Meine eigenen Veröffentlichungen in „Homeopathy” sind schon in Vorbereitung…