Juli
2010
Und noch eins: Homöopathie im Spiegel
Geschrieben von Michael Hohner am 12. Juli 2010, 22:54:29 Uhr:
Passend zur aktuellen Diskussion über die Kostenübernahme mancher Krankenkassen für manche homöopathischen Leistungen erschien in der heutigen Ausgabe des Spiegel die Titelstory „Homöopathie – Die große Illusion”, im Heft auch genial betitelt mit „Der große Schüttelfrust”. Der Titel lässt hoffen, auch wenn beim Lesen von so mancher früherer Berichterstattung zu wissenschaftlichen Themen im Spiegel die Mundwinkel eher der Gravitation gefolgt sind.
Diesmal haben die Autoren Markus Grill und Veronika Hackenbroch ins Schwarze getroffen. Nach einem kurzen Schlaglicht auf die aktuelle Diskussion in England werden korrekt die Grundideen der Homöopathie erläutert (die offensichtlich auch einigen prominenten Anhängern nicht geläufig sind). Eine typische Sitzung beim Homöopathen wird geschildert. Dann kommt man zum Kern des Themas, den wissenschaftlichen Nachweisen. Die Geschichte der Metaanalysen zum Thema wird korrekt erzählt. Dem geneigten Leser wird auch nochmal der grundsätzliche Aufbau von randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien erläutert, und warum anekdotische Nachweise tendenziell zu positiv ausfallen.
Fehlen dürfen natürlich nicht die absurden Verdünnungen der Homöopathie, sowie Beispiele für die skurrilen Ausgangsstoffe der Tinkturen. Auch die dunkle Vergangenheit der Homöopathie muss in einem Spiegel-Artikel selbstverständlich beschrieben werden.
Dieser Artikel sollte Pflichtlektüre für alle Krankenversicherten sein, und insbesondere auch für die politischen Entscheider. Letztere haben's wohl am nötigsten.