RatioBlog
Kritische Betrachtungen über Naturwissenschaften, Alternativmedizin, Alltagsmythen, Parawissenschaften und Wissenschaft in den Medien

14.
Juli
2011

Fehlschluss #6: Verschieben des Torpfostens

Geschrieben von Michael Hohner am 14. Juli 2011, 07:27:23 Uhr:

Das Argument des „Verschieben des Torpfostens” funktioniert in etwa so:

„Es wurde kein Fossil zwischen Fischen und Amphibien gefunden, deshalb ist die Evolutionstheorie falsch.” – „Hier ist Tiktaalik, eine Zwischenform.” – „Aber es wurde kein Fossil zwischen Tiktaalik und Amphibien gefunden…”

Ein Verschieben des Torpfostens liegt also vor, wenn man einen Beleg gegen eine These fordert, und, wenn er geliefert wird, diesen ohne guten Grund ignoriert und einen weiteren Beleg fordert.

Nicht jedes Ablehnen eines Gegenbelegs ist ein Verschieben des Torpfostens. Es kann durchaus gute Gründe geben, warum man einen Beleg ablehnt, z. B. weil er einen ungültigen Vergleich darstellt, oder weil der Beleg bei genauerer Betrachtung der ursprünglichen These nicht widerspricht, oder weil er schlicht falsch ist. Nur wenn kein guter Ablehnungsgrund vorliegt und nur die Absicht verfolgt wird, die ursprüngliche These beizubehalten und das Spiel mit immer weiterem Verschieben des Torpfostens ewig weiterzuspielen, dann liegt ein Fehlschluss vor.