RatioBlog
Kritische Betrachtungen über Naturwissenschaften, Alternativmedizin, Alltagsmythen, Parawissenschaften und Wissenschaft in den Medien

21.
April
2011

Die Prinzessin auf dem Globuli

Geschrieben von Michael Hohner am 21. April 2011, 21:55:52 Uhr:

Die Hochzeit des Jahres steht an, nämlich die zwischen Prinz William und Kate Middleton. Warum das hier relevant ist? Keine Angst, dieses Blog wechselt nicht zur Yellow Press über. Es geht vor allem darum, welchen Wohltätigkeitsorganisationen die Braut künftig ihr Gesicht leihen wird.

Kate Middleton hat schon ihr Interesse bekundet, die Schirmherrin einer neuen Organisation zu werden, die Leuten helfen soll, die ein „Gefühl der Not empfinden oder unter einem Trauma leiden”. Mittel der Wahl sind nicht professionelle Psychotherapie, sondern „Alternativtherapien”, Hypnosetherapie und allerlei Alternativmedizin. Die künftige Frau des künftigen Grüßaugust von England könnte also zur professionellen Placeboverteilerin werden. Die Mitbegrnderin der Organisation, Kate Hudson Hall, ist schon ganz aufgeregt, riecht sie doch schon das Stiftungsgeld, mit dem sie Zweigstellen auf der ganzen Insel eröffnen will.

Schwiegerpapa Prinz Charles wirds freuen. Auch er ist glühender Verfechter von allerlei Pseudomedizin. Homöopathie, Schüsslersalze, Kaffee-Einläufe, es gibt kaum einen Nonsens, für den er sich nicht begeistern ließe. Sogar einer eigenen Stiftung zur Förderung der Alternativmedizin, der „Prince's Foundation for Integrated Health”, stand er vor – bis diese 2010 nach Ermittlungen gegen zwei Vorstandsmitglieder wegen Betrugs und Unterschlagung dichtgemacht wurde. Sogar als Hersteller von allerlei dubiosen Produkten durch sein Unternehmen Duchy Originals (hier drängt sich ein Wortspiel auf, das sich kaum unterdrücken lässt) tritt er auf. Seinen Einfluss am Rande seiner Kompetenz lässt er gerne spielen, wenn ihm hartnäckige Kritiker im Weg stehen, z. B. auch Edzard Ernst.

Es ist traurig. Da rutscht man durch Heirat in eine der nutzlosesten (aber gutbezahlten) Positionen des Königreichs, und dann verschwendet man neu gewonnene Zeit und Geld mit diesem Firlefanz, statt es in echte Hilfe zu investieren.

Nur gut, dass wenigstens unser Staatsoberhaupt mit beide Beinen fest in der Realität steht. Äh, naja, fast.