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Michael Hohner
am 28. Dezember 2015, 10:46:06 Uhr:
Andreas Quatember: Statistischer Unsinn
Ein weiteres Buch zum Thema „Statistiken und wie sie falsch dargestellt und interpretiert werden”. Quatember, Professor am Institut für Angewandte Statistik (IFAS) der Johannes Kepler Universität Linz sammelte jahrelang „Highlights” aus der Presse und erläutert, was die Probleme damit sind. Mathematisch ist der Text sehr einfach gehalten und sicher für alle verständlich.
Es gibt unvermeidliche Überschneidungen mit dem Buch Lügen mit Zahlen von Gerd Bosbach und Jens Jürgen Korff (siehe die Nachlese vom letzten Jahr). Die Schwerpunkte liegen jedoch bei beiden Büchern etwas anders, so dass sie sich durchaus gut ergänzen.
Wertung:
Andreas Quatember
Statistischer Unsinn – Wenn Medien an der Prozenthürde scheitern
Springer Spektrum
ISBN 978-3-662-45334-6
Amazon
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Michael Hohner
am 12. Juli 2015, 10:24:43 Uhr:
Über alternative Medizin und Esoterik
Martin Lambeck untersucht in seinem Buch diverse Behauptungen der Alternativmedizin und der Esoterik, und zwar aus Sicht des aktuellen Wissensstandes der Physik. Dazu gibt er zunächst einen Schnellabriss eben dieses Wissensstandes, gefolgt von einer Einführung in die wissenschaftliche Methode und aussagekräftige Testverfahren. Danach folgt der Kernsatz des Buches, das „Ketten-Argument”: Man kann ein behauptetes Phänomen so lange in Glieder einer Kette unterteilen, bis man ein oder mehrere Glieder gefunden hat, die rein mit physikalischer Betrachtungsweise untersucht werden können. Sollte sich herausstellen, dass dieses Kettenglied mit dem aktuellen Stand des Wissens nicht vereinbar ist, dann ist entweder diese Wirkungskette gerissen, oder die heutige Physik ist mindestens unvollständig, wenn nicht gar falsch.
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Michael Hohner
am 7. März 2014, 09:26:00 Uhr:
Bei Diskussionen zwischen Theisten und kritischen Denkern landet man immer wieder ziemlich schnell bei der Frage, die all den Differenzen zu Grunde liegt: „existiert überhaupt ein Gott?”
Der kritische Denker wird dann darauf hinweisen, dass es seit tausenden Jahren trotz aller „Gottesbeweise” (die ohne Ausnahme scheiterten) nicht gelungen ist, die Existenz eines Gottes (oder sonstiger übernatürlicher Entitäten) nachzuweisen. Die Behauptung der Existenz muss demzufolge als widerlegt angesehen werden.
Der Theist wird dann argumentieren:
Ha! Abwesenheit von Evidenz ist aber nicht gleich Evidenz von Abwesenheit!
Der Theist hat im Grundsatz Recht: Von einem Fehlen von Evidenz für eine Sache kann man nicht zwingend auf eine Nichtexistenz einer Sache schließen. Der Theist glaubt, er hätte den kritischen Denker mit seinen eigenen Waffen geschlagen: „Du hast mit einem falschen Umkehrschluss argumentiert. Deine eigene Logik, auf die du so vertraust, hat dich widerlegt!”
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Michael Hohner
am 26. September 2013, 19:33:45 Uhr:
Ein klassisches Merkmal von Pseudowissenschaften ist ja, dass ihre Hypothesen so formuliert werden, dass sie kaum oder gar nicht zu widerlegen sind. Findet man ein Indiz, das der Hypothese widerspricht, werden Indiz und Hypothese so lange uminterpretiert, bis die Hypothese wieder bestätigt zu werden scheint. Ist eine Hypothese aber aus Prinzip nicht falsifizierbar, dann ist sie keine wissenschaftliche, sondern eher ein Glaubenssatz.
Reichlich Beispiele für derlei findet man in Studien zur Homöopathie, wie die allseits beliebten Wachstumsversuche mit Pflanzen.[1] Da hier kein Mensch das Versuchsobjekt ist, glauben die Homöopathen, dass dadurch Plazeboeffekte ausgeschlossen seien und sie die Wirksamkeit der Homöopathie endgültig beweisen können. Dass wegen der fehlenden, ausführlichen Erstanamnese, die von klassischen Homöopathen unbedingt gefordert wird, eigentlich keine Homöopathie getestet wird, scheint nicht zu stören.
Diese Studie ist der Versuch einer Reproduktion eines vorherigen Experiments. Darin wurde Weizen nicht-tödlich mit Arsen vergiftet. Dann wurden die verbliebenen Sprossen entweder mit homöopathisch verdünntem Arsen (also Wasser), mit homöopathisch verdünntem Wasser (also Wasser) oder „unpotenziertem” Wasser (also Wasser) weitergezogen. Nach 7 Tagen wurden die Sprossen vermessen. Im ursprünglichen Experiment wurde ein erhöhtes Wachstum bei der Versuchsgruppe festgestellt, die mit dem homöopathischen Arsen gewässert wurde. Dies schien die Wirkprinzipien der Homöopathie zu bestätigen.
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Michael Hohner
am 14. April 2012, 12:24:34 Uhr:
Die „Woche der Homöopathie” geht zu Ende, und zum Abschluss nochmal die gängigsten Legenden der Homöopathie:
„Homöopathie ist Naturheilkunde”
Homöopathie wird gerne in einer Reihe mit Kräutermedizin, TCM, Akupunktur usw. genannt und dann als „Naturheilkunde” bezeichnet. Selbst wenn es so wäre, wäre das lediglich ein naturalistischer Fehlschluss. Aber selbst mit viel Wohlwollen kann man Homöopathie kaum als Naturheilkunde bezeichnen. Selbst Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, wollte ausdrücklich seine neue Erfindung nicht mit der Kräutermedizin gleichgesetzt sehen. Heute praktizierende Homöopathen protestieren dagegen eher im Stillen, denn dieses Missverständnis der Allgemeinheit spielt ihnen in die Karten.
Es werden zwar gerne Pflanzen und andere Naturprodukte in der Urtinktur verwendet, aber dies ist keinesfalls zwingend so. Im Grunde kann in der Homöopathie alles als Urtinktur dienen, was irgendein Symptom hervorruft. Also im Grunde alles. Da werden dann ganz gerne mal absonderliche Dinge verrieben, verschüttelt und verdünnt, wie z. B. Hundekot (Excrementum canium), Teile der Berliner Mauer (Murus Berlinensis), Röntgenstrahlen, komplette Schweineembryos (Embryo totalis suis), Plutonium (woher haben die bloß das Ausgangsmaterial?), Elektrosmog, eine totale Sonnenfinsternis, oder auch Nichts. Was in der Urtinktur mal enthalten war, ist aber gar nicht relevant, denn das fertige „Medikament” ist nur eine Verdünnung davon. Spätestens in hohen Verdünnungsstufen über D23 ist praktisch nichts mehr vom Ausgangsstoff übrig.