November
2012
Fehlschluss #24: Der Bestätigungsfehler
Geschrieben von Michael Hohner am 8. November 2012, 07:44:22 Uhr:
Der Bestätigungsfehler ist mehr ein Wahrnehmungsproblem als ein logischer Fehlschluss, wird aber in dieser Reihe ehrenhalber aufgenommen. Er besteht darin, dass wir eher Ereignisse oder – allgemeiner – Daten wahrnehmen und uns daran erinnern, die eine bereits gefasste Meinung bestätigen. Daten, die unseren Auffassungen widersprechen, werden dagegen eher übersehen und schneller vergessen. Der Bestätigungsfehler sucht uns besonders dann heim, wenn wir ein Muster in Ereignissen aus unseren Erinnerungen suchen, anstatt eher objektive Quellen zu konsultieren.
Beispiele:
Am Freitag den 13ten passieren besonders viele Unglücke.
Bei Vollmond gibt es besonders viele Geburten.
Wenn man an einem 13ten, der auf einen Freitag fällt, schon mit einem ungutem Gefühl aufsteht, und man sich dann beim Verlassen des Hauses den Fuß verknackst, dann wird man sich daran ewig erinnern. Alle anderen Freitage den 13ten, an denen nichts besonderes passiert ist, und andere kleine Missgeschicke, die an einem Freitag den 21ten passiert sind, sind schnell vergessen.
Genauso wird man eventuell nach einer hektischen Schicht in der Geburtsstation in den Kalender schauen und sehen, dass gerade Vollmond ist. Nach einem normalen Tag wird man das vielleicht nicht tun und so übersehen, dass ebenfalls der Mond voll ist.
In all diesen Fällen hilft es, sich nicht auf das eigene, fehlerhafte Gedächtnis zu verlassen. Zuverlässigere Informationen bieten Quellen, die Ereignisse aufzeichnen, auch wenn sie nicht darauf aus sind, eine bestimmte Theorie zu bestätigen oder zu widerlegen. Man kann z. B. die Schadensfälle statistisch auswerten, die an Versicherungen gemeldet werden, oder man untersucht Geburtenregister auf Häufungen. In beiden Fällen wird sich herausstellen, dass weder am Freitag den 13ten noch bei Vollmond außergewöhnliches passiert.
Wenn man ein Muster in den eigenen Erfahrungen zu erkennen glaubt, dann sollte man ebenfalls nicht die eigene Erinnerung an vergangene Ereignisse als alleinige Quelle verwenden. Stattdessen sollte man ein zeitlang die „verdächtigen” Ereignisse (und insbesondere auch die Abwesenheit der Ereignisse) konsequent schriftlich aufzeichnen. Derartige Aufzeichnungen sind um Längen verlässlicher als das eigene Gedächtnis. So kann man wesentlich zuverlässiger herausfinden, ob ein Muster wirklich besteht oder nur eine Illusion ist.