RatioBlog
13.
Juli
2011

Fehlschluss #5: Gott in der Lücke

Geschrieben von Michael Hohner am 13. Juli 2011, 08:07:48 Uhr:

Dieser Fehlschluss ist eine Spezialform des Argument aus Unwissenheit. Hier wird aus der Wissenslücke die Existenz oder der Einfluss des Göttlichen gefolgert.

Beispiel:

Man weiß nicht, wie das Leben auf der Erde entstanden ist, und deswegen muss es von Gott geschaffen sein.

Wie schon beim Argument aus Unwissenheit dargestellt, kann man aus der Tatsache, dass noch keine allgemein akzeptierte Theorie der Abiogenese existiert, nur schließen, dass man die Lebensursprünge eben (noch) nicht kennt. Kreationisten setzen Gott in diese Wissenslücke.

Argumentativ ist das eine schwache Position. Wenn man in der Wissenschaftsgeschichte zurückschaut, dann wurde immer wieder Gott in alle möglichen Wissenslücken gesetzt. Ob es der Lauf der Sonne war, die Jahreszeiten, die Entstehung von Leben im Mutterleib, die Entwicklung des Lebens auf der Erde, das Verhalten der Materie, usw. Immer wenn die Lücke geschlossen und durch Wissen ersetzt wurde, dann war dort kein Platz mehr für Gott. Das Argument „Gott in der Lücke” ist auch für Gläubige eine Strategie, mir der sie sich langfristig nur selbst enttäuschen können.

Das Argument „Gott in der Lücke” hat bei genauer Betrachtung auch keinerlei Erklärungskraft. Mit „weil Gott es so will/wollte” kann man jedes beliebige Phänomen erklären, und damit im Grunde nichts.