Februar
2011
Michael Specter - Denialism
Geschrieben von Michael Hohner am 12. Februar 2011, 08:53:22 Uhr:
How Irrational Thinking Harms the Planet and Threatens Our Lives
Impfungen sind schädlich und nutzlos, Ökolebensmittel sind gesünder als konventionell produzierte und sind die Zukunft der Landwirtschaft weltweit, Alternativmedizin ist evidenzbasierter Medizin überlegen, grüne Gentechnik ist ein unkalkulierbares Risiko und gefährlich, genetisch individualisierte Medizin ist verdeckter Rassismus, synthetische Biologie ist Frankensteintechnologie.
Was all diese Standpunkte gemeinsam haben, ist dass sie vom generellen Misstrauen gegenüber dem Wissenschaftsbetrieb genährt werden und kaum auf Fakten oder sogar auf widerlegten Behauptungen beruhen. Ebenso werden mögliche Risiken nicht mit möglichen Chancen abgewogen, wie es bei allen anderen Technologien passiert. Stattdessen werden noch so kleine Risiken als grundsätzlich untolerierbar angesehen, ohne dafür eine rationale Begründung zu liefert. Michael Specter beschreibt in „Denialism” nicht nur die irrationale Gegnerschaft gegenüber diesen Technologien. Er legt auch seinen Standpunkt dar, dass ein Ablehnen von modernen Verfahren und das Leugnen von nachweislichen Fakten nicht nur keine Lösung von aktuellen Problemen darstellen, sondern im Gegenteil sogar Schaden durch verpasste Chancen und Untätigkeit verursachen.
Die Stellung der Themen in den europäischen Gesellschaften ist sicherlich anders gewichtet als in den USA. Genetisch individualisierte Medizin ist dort stärker mit einem Tabu versehen als hierzulande, wohin gegen die grüne Gentechnik in den USA bei weitem nicht so irrational diskutiert wird wie bei uns. Die Prinzipien sind jedoch übertragbar.
Specter beschreibt sowohl das gesellschaftliche Phänomen der Wissenschaftsleugnung als auch die Gründe, warum die Leugner falsch liegen. Bei letzterem geht er nicht zu allzu tief ins Detail. Schließlich umfasst der Hauptteil des Buchs trotz der Komplexität und Vielfalt der Themen nur etwa 270 Seiten. Der ausführliche Anhang und ein umfassendes Literaturverzeichnis zeigen jedoch, dass er seine Argumentation nicht aus dem Bauch heraus führt.
Wertung: