RatioBlog
11.
August
2011

Fehlschluss #19: Das Galileo-Gambit

Geschrieben von Michael Hohner am 11. August 2011, 10:03:35 Uhr:

Man kennt das: Eine abenteuerliche Behauptung wurde aufgestellt. Gute Belege fehlen. Die Behauptung wird widerlegt. Der ursprüngliche Behaupter ist uneinsichtig und verheddert sich in der Diskussion in Fehlschlüssen. Bleibt als letzter Ausweg das Galileo-Gambit:

Über Galileo haben sie früher auch gelacht, und ihr wisst ja, wie das ausging.

Galileo Galilei is not impressed

Hier wird impliziert, dass eine Ansicht, der heftig widersprochen wird, am Ende doch richtig ist. Das ist ein Non Sequitur. Tatsächlich ist es wahrscheinlicher, dass eine Tatsachenbehauptung, die weitgehend Widerspruch aus der Fachwelt erntet, letztlich falsch ist. Unabhängig von solchen Wahrscheinlichkeitsüberlegungen muss aber das Argument auf seinen eigenen Beinen stehen können. Ein Nachweis von Richtigkeit muss über interne Konsistenz und Belege erfolgen, nicht über Rezeption. Galileo hatte diese Belege, und der Widerstand gegen ihn erwuchs nicht aus der Ansicht, seine Erkenntnisse wären falsch.

Davon abgesehen zeugt es von einer gewissen Hybris, sich mit verqueren Ansichten auf die Stufe von Galileo setzen zu wollen.

Wenn also bald wieder ein Galileo-Gambit gespielt wird, dann hätte ich da eine passende Antwort:

Ja, und über Bozo den Clown hat man auch gelacht.