Geschrieben von
Michael Hohner
am 20. Juli 2011, 08:03:30 Uhr:
Das „Vergiften des Brunnens” ist ein präventives Argumentum ad hominem. Hier wird nicht dem Argumentationsgegner selbst ein Makel angekreidet, sondern weiteren beteiligten Personen, oder das Wissenschaftsgebiet, die Philosophie oder das weitere Feld soll diskreditiert werden, so dass die Argumente, die daraus erwachsen, unglaubwürdig oder ablehnenswert erscheinen.
Im sozialen Bereich ist dies der Fehlschluss „Schuld durch Assoziation”.
Geschrieben von
Michael Hohner
am 19. Juli 2011, 07:45:19 Uhr:
In einer rationalen Diskussion geht es immer um die Sache. Die Beteiligten sind eher nebensächlich. Auf ein Argument für oder gegen eine These folgt entweder Zustimmung oder ein Gegenargument, wieder für oder gegen eine These. Leider ändert sich oft die Diskussion, wenn einer Seite die Argumente ausgehen. Dann wird nicht mehr in der Sache, sondern gegen die Personen der Gegenseite argumentiert. Das Argumentum ad hominem („gegen den Mensch”) hat die allgemeine Form:
Person A hat den Makel B, folglich sind ihre Argumente falsch.
Es ist unmittelbar einsichtig, dass das Argumentum ad hominem ein Fehlschluss ist. Der Makel B mag vorhanden sein. Aber wenn er keine unmittelbare Wirkung auf die Argumentation der Person hat, dann lässt sich daraus keine Richtigkeit oder Fehlerhaftigkeit der Argumente ableiten. Ob ein Argument richtig oder falsch ist, wird korrekterweise am Argument selbst festgemacht, nicht an der Person, die das Argument führt.
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Michael Hohner
am 14. Juli 2011, 07:27:23 Uhr:
Das Argument des „Verschieben des Torpfostens” funktioniert in etwa so:
„Es wurde kein Fossil zwischen Fischen und Amphibien gefunden, deshalb ist die Evolutionstheorie falsch.” – „Hier ist Tiktaalik, eine Zwischenform.” – „Aber es wurde kein Fossil zwischen Tiktaalik und Amphibien gefunden…”
Ein Verschieben des Torpfostens liegt also vor, wenn man einen Beleg gegen eine These fordert, und, wenn er geliefert wird, diesen ohne guten Grund ignoriert und einen weiteren Beleg fordert.
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Michael Hohner
am 13. Juli 2011, 08:07:48 Uhr:
Dieser Fehlschluss ist eine Spezialform des Argument aus Unwissenheit. Hier wird aus der Wissenslücke die Existenz oder der Einfluss des Göttlichen gefolgert.
Beispiel:
Man weiß nicht, wie das Leben auf der Erde entstanden ist, und deswegen muss es von Gott geschaffen sein.
Wie schon beim Argument aus Unwissenheit dargestellt, kann man aus der Tatsache, dass noch keine allgemein akzeptierte Theorie der Abiogenese existiert, nur schließen, dass man die Lebensursprünge eben (noch) nicht kennt. Kreationisten setzen Gott in diese Wissenslücke.